HomepageKeimung updated 21.10.98

Keimung

Unser Ziel sind gedrungene robuste Jungpflanzen mit kräftigen Stengeln. Das wichtigste Hilfsmittel hierzu ist eine Zusatzbeleuchtung für die Keimlinge und Jungpflanzen. Das muß nicht viel kosten. Eine alte Leuchtstofflampenhalterung mit einer Pflanzlichtröhre bestückt reicht schon aus. Selbst neu gekauft kostet das nicht mehr als 35.-DM. Wer Bastler ist, findet das Benötigte bestimmt in seiner Sammlung. Aber beginnen wir von Vorne.

Zuallererst werden die Samen vorbehandelt. Wer es mit der Chemie nicht allzu kritisch sieht, kann sich seine Samen mit einem dafür zugelassenen Beizmittel selbst beizen. Ich rate eher davon ab. Gehen einzelne Pflänzchen durch pilzliche Erreger verloren, kommen sie halt auf den Kompost. Beim Beizen mit Handelsüblichen Mitteln gibt es noch ein zweites Propblem. Diese Mittel sind für glatte Samen vorgesehen. Die Tomatensamen sind aber nicht glatt, sie sind sogar leicht behaart. Es besteht die Gefahr, daß zuviel Wirkstoff aufgenommen wird. Wer es ohne Chemie haben möchte, kann seinen Samen mit den 2 folgenden Methoden einen guten Start geben:

1: für etwa 5 Stunden in (abgekühlten) Kamilletee legen

2: für etwa 5 Stunden in verdünnten Knoblauchsaft legen

Beide Methoden unterdrücken während der Keimung die Bildung von Schimmel, dem größten Feind überhaupt.

Nun kommen wir zu den Anzuchtmedien. Hier gibt es viele Methoden: Anzuchterde; Holzfasern; Kokosfasern; Steinwolle; usw.

Die nachfolgende Methoden habe ich selbst getestet:

1: Anzuchterde: Gibt es fertig zu kaufen. Ist meiner Meinung nach zu teuer. Da die Anzuchterde aus Erde hergestellt ist ,beinhaltet sie alle üblichen Probleme: Schädlinge; Pilze usw. Meistens ist sie auch immer noch stärker mit Nährstoffen versetzt, als gewünscht. Trotz genügend Licht kommt es zu Geilwuchs mit dünnen glasigen Stämmen. Wenn man sie schon benutzen will, empfehle ich mehrmaliges spülen mit Wasser und anschließendes auspressen um das Zuviel an Nährstoffen auszuspülen. Danach geht es für einige Zeit in den Backofen (80°C ~ 1Std). Vorsicht, das müpfelt ein wenig. Dafür sind jetzt die meisten Keime abgetötet.

2: Kokosfaser: Aufgepaßt, Kokosfaser wird oft schon vorgedüngt geliefert. Auch hier mehrmals ausspülen und auspressen. Die Wärmebehändlung können wir uns aber sparen. Da der Ursprung der Faser nicht aus dem Boden ist, gibt es auch keine Bodenschädlinge und pilzliche Erreger. Die Kokosfaser beinhaltet sogar einen Pilz, der die Samen bei der Keimung vor Fremderregern schützt. Da die Wasserhaltefähigkeit etwas zu hoch ist, mischen wir zu gleichen Teilen feinen, scharfen Maurersand bei.

3: Seramis: (meine Lieblingsmethode) Seramis, oder auch Perlite (Baustoffhandel oder Großgärtnerei) sind meiner Meinung nach ideal zur Keimung geeignet. Es gibt naturgemäß weder Schädlinge noch sonstige Erreger, da die Tonschaumkörnchen bei über 1300°C hergestellt wurden. Sie speichern Wasser genauso wie Sauerstoff. Man kann sie nicht zu naß machen, was Zuviel ist ,läuft ab. Durch den hohen Sauerstoffgehalt fühlen sich die Wurzeln besonders wohl. Beim Pickieren werden die Wurzeln nicht beschädigt. Probleme mit Schimmel ist sehr selten, darum kann die Luft über dem Keimling feuchter gehalten werden. Er entwickelt sich besser und kräftiger. Seramis kann immer wieder verwendet werden; einfach vorher in der Mikrowelle oder im Backofen entkeimen. Besonders bei langsam keimenden Samen (zb Kastanie; Mango; Passionsfrucht) belohnt die Verwendung mit einer sehr guten Keimrate. Da Seramis basich genug ist, gießen (sprühen) wir mit destilliertem oder entmineralisiertem Wasser aus der Apotheke. Keine Angst, mehr als 2.-DM / Liter kostet das nicht. Mit einem Liter Wasser kann man hunderte Tomatensamen bis zur Jungpflanze bringen.


Als nächstes benötigen wir ein kleines Gewächshaus aus Kunststoff. Die gibt es ab der Größe eines Schuhkartons zu kaufen. Ich verwende eins mit etwa 60 * 120cm Grundfläche. Da passt einiges rein. Meine komplette Anzucht an Paprika; Tomaten; Zuchini und später dann Bohnen finden darin Platz. Darüber habe ich 4 Leuchtstofflampen (je 36 Watt) montiert. Sicher finden Viele den Aufwand mit der Beleuchtung zu hoch. Glaub Sie mir, es ist nötig. Jungpflanzen mit dünnen, glasigen Stengeln ergeben keine guten Pflanzen. Deutschland ist nunmal weder Spanien, noch Italien. Dort ist das Lichtangebot im Februar / März einfach viel höher. Die Jungpflanzen für die gewerbliche Tomatenproduktion in Deutschland kommen meistens aus Spanien (Allmeria), weil es dort schon früh im Jahr genügend natürliches Licht gibt. Jungpflanzen aus Holland werden mit Zusatzbeleuchtung (Natriumdampflampen) produziert. In Holland ist der Gewerbestrom ziemlich billig. In Deutschland ist so etwas kaum denkbar, die benötigten Jungpflanzen werden darum einfach importiert. Europa machts möglich.

Für unser Zimmer-Gewächshaus benötigen wir nun kleine Behältnisse für das Seramis-Grannulat. Am preisgünstigsten sind gut gespülte Quarkbecher, oder Becher für Kartoffelsalat vom Metzger. Erklären Sie Ihrem Metzger was Sie vorhaben und er schenkt Ihnen bestimmt einen Stapel unbenutzter Schälchen. Mit einem dünnen Böhrer, oder zur Not mit einer dicken Nadel durchlöchern wir nun den Boden. Durch diese Löcher kann ein zuviel an Wasser abfließen. Für die spätere Handhabung sind diese kleinen Behälter optimal. Die Behältnisse werden nun zu 2/3 mit schon angefeuchtenem Seramisgrannulat gefüllt. Im Abstand von etwa 30mm (5DM-Stück) plaziert man die Samen auf der Oberfläche. Das restliche 1/3 des Behälters wird jetzt vorsichtig aufgefüllt. Aufgepaßt, daß die Samen an der vorgesehenen Stelle bleiben. So kann später sehr schön die Keimfähigkeit der Samen überprüft werden. Bei 100% Keimfähigkeit müßte ja alle 30mm eine kleine Tomatenpflanze entstehen. Gute Samen (zB Sperli; Juliwa; Hild) erreichen oft über 90%. Selbstgewonnene Samen kommen mit allen Tricks auf ewa 80%, dafür sind sie aber auch viel billiger.

Demnächst mehr.




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