HomepageKulturartenHydrokultur updated 19.1.99

Hydrokultur


NFT
Im Tomatenanbau ist die Hydrokultur sehr stark verbreitet. Man versucht durch diese Maßnahme wenigstens die Problemen mit Schädlingen und Krankheiterregern aus der Erde in Griff zu bekommen. Während die verwendeten Hydromedien steril sind, ist die Erde das eben nicht. Außerdem ist Erde nicht in immer gleicher Qualität vorhanden. Die Zusammensetzung variiert ebenso, wie der Nahrstoff- und Spurenelementgehalt. Für den Tomatenerzeuger ist es deshalb sehr schwer und mit großen Risiken verbunden auf Erde im Freiland anzubauen. Der Freilandanbau ist etwas für Könner und Liebhaber. In den Siebzigern kam dann Jemand auf die Idee Tomaten und anderes Gemüse auf Steinwolle anzubauen. Durch den hohen Gehalt an Sauerstoff (in den Zwischenräumen) können die Wurzeln gut atmen. Es kommt auch nicht zu einer Verdichtung, wie bei Erde. Die Folge ist gutes Wurzelwachstum, keine Wachstumsstörungen und somit kräftige gesunde Pflanzen. Es ist also ein Märchen, daß Pflanzen unbedingt Erde zum gedeien benötigen. Ein weiterer Vorteil der Hydrokultur ist die Möglichkeit, die Nährstoffgabe exakt zu dosieren. Durch gezielte Steurung der Nährstoffe ist zB eine starke Reduzierung des Nitratgehaltes gegen Kulturende möglich. Hydrokultur wird in Gewächshäusern eingesetzt und es wird nur am Wurzelansatz gegossen. Die Braun- und Krautfäule hat so weniger Chancen als etwa im Freilandanbau. Eine gesteuerte Erwärmung des Wachstumsmediums ist möglich. (Methode: Warme Wurzel>< kalter Kopf)

Leider gibt es auch einige Nachteile. Die Herstellung von Steinwollmatten ist mit hohem Energieverbrauch verbunden. Es ist immer noch nicht wiederlegt, daß lungengängige Steinwollfasern Krebs erzeugen. Die Steinwollmatten halten nur einen Anbauzyklus. Die Steinwolle wird üblicherweise nicht recyceld und führt so zu Entsorgungsproblemen. Da mit automatischen Bewässerungsanlagen gearbeitet wird, sind hohe Investitionen nötig. Auch die Computersteurung der Nährstoffe und die Wasseraufbereitung ist sehr teuer. Da Steinwolle als Wachstumsmedium keine gute Pufferwirkung hat, muß das Gießwasser laufend kontrolliert und mittels Computer stabil gehalten werden. Ein kleiner Fehler bedeutet das Aus für die Kultur. Die benötigten hochreinen flüssigen, direkt wirkenden Düngemittel sind teurer als normale Dünger. Da die Dünger flüssig und standardisiert sein müssen, ist biologisches Arbeiten derzeit nicht möglich. Mir ist es jedenfalls trotz intensiver Recherche nicht gelungen einen flüssigen Biodünger aufzutreiben. Das verwendete Wasser darf nicht zu Salzhaltig (hart) sein, weil es sonst zu starken Verschiebungen des PH-Wertes der Düngelösung kommt. Eine Anreicherung von Salzen führt zu starken Wachstumsstörungen und Schäden. Entweder wird das benötigte Wasser mittels Umkehrosmose entsalzt, oder es wird gefiltertes Regenwasser verwendet. Die geringen durch die Wuzeln abgegebenen Salzmengen (Stoffwechselreste) werden durch einen Trick beim Bewässern entfernt. Man gibt einfach soviel Nährstofflösung, daß etwa 15% wieder abfließen. Beim Aufbereiten werden die Salze dann entfernt.

In einigen Punkten ist die Hydrokultur sogar recht Umweltfreundlich. Da die zum Bewässern verwendeten Nährlösungen immer wieder aufgefangen und wiederverwertet werden, kommt es zu keinem Düngereintrag in Boden und Grundwasser. Auch der Wasserverbrauch pro erzeugtem kg Tomaten ist wesentlich geringer. Da üblicherweise im Gewächshaus angebaut wird, können biologische Methoden zur Schädlingsbekämpfung und Befruchtung eingesetzt werden. Im Freiland ist dies nicht möglich.

Es wird kräftig geforscht um die Nachteile abzubauen. Mittlerweile gibt es auch Ausweichmöglichkeiten zur Steinwolle. Zum Einen gibt es die NFT, das ist die Abkürzung für "Nutrient Film Technologie", wo teilweise ganz ohne Medium gearbeitet wird. Die Tomatenwurzeln ragen direkt in die als dünner Film ablaufende Nährlösung. Andererseits wird immer mehr Kokosfaser und PU-Schaum verwendet. Für diese 2 Verfahren wird auch schon Recycling eingesetzt. Um Kosten zu sparen gibt es fertige Wannen mit Wasserzu- und -ablauf. Sogar die Steinwoll; PU-Schaum oder Kokosmatten sind schon auf Maß zugeschnitten und in eine lichtdichte Folie eingeschweißt. Die Verdunstung wird vermindert; die Wurzel gegen das wachstumsstörende Licht abgeschirmt; Algenbildung auf der Oberseite des Mediums verhindert und ein sehr schnelles Handling ermöglicht.

Zeit ist Geld und der gewerbliche Tomatenanbau ist alles Andere als romantisch.

Die als Hydrogrannulat bezeichneten Tonkügelchen werden, soweit bekannt, aus Kostengründen nicht eingesetzt.


Demnächst mehr.


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